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06.08.2024

„Es ist eine Lebensbegleitung“: Alex Srnec über sein Ehrenamt als Erwachsenenvertreter

Zwölf Jahre schon engagiert sich Alex S. als ehrenamtlicher Erwachsenenvertreter bei VertretungsNetz. Was ihn antreibt, wer seine Klient:innen und was seine Aufgaben sind, verrät er im Interview.

Alex, warum engagierst du dich als ehrenamtlicher Erwachsenenvertreter?

AS: Während meiner Ausbildungszeit an der Krankenpflegeschule hörte ich durch eine Mutter einer meiner Schülerinnen von diesem Ehrenamt. Sie war hauptberufliche Erwachsenenvertreterin (damals noch Sachwalterin), und wir kamen ins Gespräch. Mir wurde schnell klar, dass sich hier eine Möglichkeit für mich eröffnet. Ich finde nämlich, wenn es einem selbst gut geht, sollte man einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Wie lassen sich die Aufgaben in deinen Alltag integrieren?

AS:  Sehr gut, sonst wäre ich nicht schon zwölf Jahre mit dabei. Zunächst bekam ich damals meine ersten Klient:innen vorgestellt – mittlerweile unterstütze ich acht Personen – und absolvierte Schulungen, um das nötige Rüstzeug zu erhalten: rechtliche Grundlagen, Sicherheit und der Umgang mit verschiedenen Situationen. Das war zunächst schon aufwändiger und hat etwas Zeitmanagement benötigt. Mittlerweile hat es sich aber gut eingependelt: Durch meinen Schichtdienst habe ich unter der Woche manchmal frei und nutze diese Tage für meine Klient:innen. Pro Monat investiere ich zwei ganze Tage für die Besuche bei ihnen. Zusätzlich verbringe ich einen weiteren Tag mit administrativen Aufgaben wie Kontoablage und Überweisungen.

Ist die Arbeit mit deinen Klient:innen herausfordernd?

AS: Ich habe ein gutes Verhältnis mit ihnen. Das liegt auch daran, dass die hauptberuflichen Kolleg:innen gut einschätzen, wer mit wem gut harmonieren könnte, wenn sie die Aufgaben verteilen. Aber es ist schon eine herausfordernde Arbeit, und es freut mich daher immer wieder, wenn ich durch kleine Handlungen die Lebensumstände meiner Klient:innen verbessern kann.

Ein Beispiel: Herr I. musste in seiner Betreuungseinrichtung, in der er lebt, ständig Konflikte wegen seines Zigarettenkonsums austragen. Er haushaltete nicht gut mit seinem Geld, und es kam oft zu Problemen, weil nie genügend Zigaretten für ihn vorhanden waren. Ich regte an, dass wir – Herr I. und ich – uns mit seinem Betreuer an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Lösung überlegen. Jetzt überweise ich Herrn I. etwas mehr Geld, und sein Betreuer kauft von dem Mehrbetrag Zigarettenpackungen, von denen er täglich eine Schachtel erhält. Dadurch ist die Wohnsituation für Herrn I. viel entspannter geworden, und auch seine Betreuer sind sehr erleichtert, dass wir das Konfliktpotenzial in der Einrichtung reduzieren konnten.

Natürlich ist es auch wichtig, dass man als ehrenamtliche:r Erwachsenenvertreter:in keine Scheu vor Menschen hat. Man muss den Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder psychischer Erkrankung und den Situationen, in denen sie leben, gegenüber offen sein. Man muss damit umgehen können, dass manche Personen nicht so kommunizieren, wie man es erwartet. Es ist eine Lebensbegleitung, bei der man den Menschen hilft und ihnen eine zusätzliche Struktur gibt, weil man zu einem Fixpunkt in ihrem Leben wird. Und das ist eine Arbeit, die mir persönlich viel gibt.