Die Wiener ehrenamtliche Erwachsenenvertreterin Maria erzählt von ihren Erfahrungen im Ehrenamt bei VertretungsNetz.
Als meine Mutter ins Pflegeheim musste, das war damals Anfang der 2000er, da fiel mir auf, wie die Bewohner:innen dort teilweise lebten: ohne Familienangehörige, niemand da, der sich um sie kümmert. Sie waren rein auf das Können und die Zeit der Pfleger:innen angewiesen. Individuelle Betreuung und besondere Alltagsmomente kamen zu kurz. Das ließ mir keine Ruhe, ich wollte es besser machen. Bei meinen Recherchen nach einer Freiwilligenarbeit in Wien stieß ich dann auf die Wiener ehrenamtlichen Erwachsenenvertreter:innen, damals noch Sachwalter:innen, bei VertretungsNetz. Das war 2005. Seitdem bin ich im Ehrenamt mit dabei.
Im Ehrenamt unterstütze ich als gerichtliche Erwachsenenvertreterin Menschen, die sich nicht mehr selbst um ihre Angelegenheiten kümmern können. Das sind zum Beispiel hochbetagte Menschen mit Demenz in Pflegeheimen, die keine Angehörigen mehr haben. Ich verwalte dann ihre finanziellen Angelegenheiten, bezahle Rechnungen, kümmere mich um Sozialhilfe und schaue, dass Geld für ihre Wünsche z.B. Schokolade, den Lieblingsjoghurt, das neue Nachthemd oder die Zigaretten vorhanden ist. Aber ich verbringe auch Zeit mit ihnen. Vorgegeben ist, dass man mindestens einmal im Monat sich persönlich trifft – das ist mir jedoch zu wenig. Schließlich interessiert mich der Mensch hinter dem Verwaltungsakt.
Da gab es zum Beispiel diese eine Wiener Heimbewohnerin. Sie war zunächst fürchterlich abweisend nicht nur zu mir, sondern auch zu den Pfleger:innen. Ich habe aber ein Faible für Musik, Kunst und Kultur und begann, ihr klassische Musik vorzuspielen und Romane vorzulesen. Auf diese Weise drang ich zu ihr durch, und wir hatten bis zu ihrem Tod ein sehr inniges Verhältnis – sie ist mir, wie alle meine Klient:innen, sehr ans Herz gewachsen.
Gerade wenn ich bei einem der von mir vertretenen Menschen sitze, mit ihnen der Musik lausche, kommt mir immer wieder der Gedanke, wie schnelllebig unsere Zeit ist. Was ist, wenn es einmal mich trifft? Der 80er lächelt schließlich bei mir auch schon um die Ecke. Habe ich dann jemanden, der mich so unterstützt, wie die ehrenamtlichen Erwachsenenvertreter:innen es bei VertretungsNetz für ihre Klient:innen tun? Ich würde es mir wünschen. Immerhin kann ich, dank des Wiener Ehrenamts, schon auf einiges aufbauen und bin dankbar dafür, dass ich diese Erfahrungen gemacht habe!