Zum Inhalt springen Zur Suche springen Direkt zur Seite Kontakt gehen
04.12.2023

Spannendes Symposium zum Werk von Jürgen Pelikan

Rechtspolitische Weiterentwicklungen als Modellprojekt mit Begleitforschung – eine zündende Idee

Jürgen Pelikan war Professor für Soziologie, Gesundheitsforscher, Sozialwissenschaftler und als begabter Netzwerkmanager Mitgründer zahlreicher Organisationen. Am 25.11.2023 fand ihm zu Ehren ein Symposium in der Sky Lounge der Universität Wien statt.

Das vielfältige Programm traf auf ein höchst interessiertes Publikum aus Kolleg:innen und Wegbegleiter:innen aus Wissenschaft, Praxis und Gesundheitspolitik. Pelikans Forschung, sein Impact und das wissenschaftliche und politische Umfeld wurde facettenreich in fünf Panels gegliedert – von der Wiener Psychiatriereform der 1970er Jahre bis zum Entstehen des Europäischen WHO Aktionsnetzwerk zur Messung von Gesundheitskompetenz.

Einige Zuhörer:innen waren selbst Zeug:innen der katastrophalen Zustände in der Anstaltspsychiatrie der 1970er. In der berühmten „Steinhof-Studie“ erhob Pelikan gemeinsam mit Soziologe Rudolf Forster auf 600 Seiten die erschütternden Lebensbedingungen in dieser psychiatrischen Einrichtung. Die Studie hatte große Folgen für den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen in Österreich.

Jürgen Pelikans Idee, rechtspolitische Weiterentwicklungen als Modellprojekt mit Begleitforschung anzulegen, war ein völlig neuer Ansatz und traf mit Christian Broda auf einen reformfreudigen Justizminister. Aus den beiden Modellprojekten zur Reform der Entmündigungsordnung und des Anhaltungsrechts entstand vor 43 Jahren der „Verein für Sachwalterschaft“, heute unter dem Namen „VertretungsNetz“ bekannt.

Die Kultur einer Zusammenarbeit von Legistik, Erwachsenenschutzvereinen und sozialwissenschaftlichen (Begleit-)Forschung hat sich bis heute erhalten und zu vielen rechtspolitischen Errungenschaften geführt, wie VertretungsNetz-Geschäftsführer Peter Schlaffer und Präsident Gerhard Hopf in ihren Inputs ausführten.

Überaus wichtig ist die beruflich-professionelle Vertretung und Überprüfung von Freiheitsbeschränkungen durch Personen, die von außen in die Institutionen kommen, sei es nun ein Pflegeheim oder eine psychiatrische Abteilung, betonte Susanne Jaquemar, Fachbereichsleiterin Bewohnervertretung, die gemeinsam mit einigen anderen interessierten Mitarbeiter:innen von VertretungsNetz an der Veranstaltung teilnahm.

Veranstaltet wurde das Symposium vom Institut für Soziologie der Universität Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, der Gesundheit Österreich GmbH, der Österreichischen Gesellschaft für Theorie und Praxis der Gesundheitsförderung und von VertretungsNetz.