„Als Erwachsenenvertreterin trägt man große Verantwortung für die Menschen, die man vertritt. Außerdem ist es schön, den Menschen etwas zurückzugeben“ – Gloria hat bei VertretungsNetz ihren Traumjob gefunden.
Gloria wusste nach ihrem Jura-Studium nicht, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollte. Das änderte sich, als sie als Gerichtspraktikantin von einer Unterbringungsrichterin regelmäßig zu Verhandlungen in psychiatrische Einrichtungen mitgenommen wurde: Dort begegnete Gloria den Patientenanwält:innen von VertretungsNetz „Ich habe damals gesehen, welch sinnvolle und wertvolle Arbeit VertretungsNetz leistet“, erzählt sie. „Privat habe ich mich dann intensiv über den Verein informiert – und der Wunsch, hier tätig zu sein, war rasch entstanden.“
Auch wenn der Einstieg bei VertretungsNetz zunächst nicht klappte, ließ sich Gloria nicht entmutigen. Sie arbeitete in der Versicherungs- und Bankenbranche als Juristin und entschied sich, ein Ehrenamt als Erwachsenenvertreterin in Linz anzunehmen. Was für sie als Ausgleich zum beruflichen Alltag gedacht war, wurde schnell zu einer Herzensangelegenheit: „Mein Ehrenamt als Erwachsenenvertreterin für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder psychischer Erkrankung erfüllte mich so, dass mir schnell klar wurde, ich will jetzt endlich hauptberuflich bei VertretungsNetz arbeiten.“
Schließlich bewarb sich Gloria am VertretungsNetz-Standort in Steyr – und wurde angenommen. Der Übergang vom Ehrenamt zum Hauptberuf war nicht immer einfach: „Als hauptberufliche Erwachsenenvertreterin trägt man noch mal deutlich mehr Verantwortung. Grundsätzlich bestimmt ein Bezirksgericht zuvor, welche Aufgabenbereiche man als Erwachsenenvertreterin für eine Person übernimmt. Das kann sein: die Verwaltung von Einkünften, Vermögen und Verbindlichkeiten, der Abschluss von Rechtsgeschäften oder die Entscheidung über medizinische Dinge. Dann muss man gerade bei Klient:innen, die zum ersten Mal eine Erwachsenenvertretung zur Seite gestellt bekommen, eine gewisse Struktur in den Verwaltungsangelegenheiten schaffen, oder sich zum Beispiel um einen gesicherten Wohnplatz für die Person kümmern.“ Doch diesen Herausforderungen stellt sich Gloria gern, genauso wie den manchmal schwierigen Entscheidungsprozessen, die sie mit ihren Klient:innen durchlaufen muss. Zuletzt sollte einer ihrer Klient:innen in ein Pflegeheim ziehen, da das Leben zuhause für ihn zu schwer wurde. „Bevor ich die Zusage für den Heimplatz bekam, war der Klient noch bereit, umzuziehen. Nach Stellung des Antrags auf pflegschaftsgerichtliche Genehmigung wollte der zuständige Richter den Klienten für ein persönliches Gespräch aufsuchen, um seinen Willen zu hören. In diesem Gespräch hatte der Klient seine Meinung geändert und wollte auf keinen Fall seine Wohnung aufgeben. Er wohnt daher weiterhin zuhause. Man sieht bei diesem Fall gut, dass die Selbstbestimmung sehr tief im zweiten Erwachsenenschutzgesetz verankert ist – und das ist auch gut so. Egal wie sehr wir der Meinung sind, etwas für jemand anderen 'verbessern' zu müssen, in letzter Instanz muss der Klient mit der Entscheidung leben können,“ erzählt die Erwachsenenvertreterin.
Für Gloria ist die Arbeit als Erwachsenenvertreterin mehr als ein Job – es ist eine Aufgabe, die sie erfüllt. „Ich mag es, Menschen etwas zurückzugeben.“ Dabei spielt auch ihre eigene Lebenserfahrung eine Rolle. „Ich habe selbst miterleben müssen, wie jemand plötzlich eine Erwachsenenvertretung benötigte – wir wissen nie, was morgen passiert. Um so wichtiger ist es, dass man in einer so verletzlichen Situation jemanden hat, auf den man sich hundertprozentig verlassen kann.“
Gerade das Vertrauen und die Beziehung zu ihren Klient:innen machen für Gloria ihre Arbeit so besonders. Eine ihrer ersten Klient:innen hatte zuvor mehrere Erwachsenenvertretungs-Wechsel durchgemacht und stand ihr skeptisch gegenüber. „Aber wir haben uns vom ersten Moment an gut verstanden. Ich habe auch schnell gemerkt, dass es in ihrem Fall nicht nur um eine reine Verwaltungsarbeit geht, sondern dass meine Klientin auch eine Vertrauensperson zum Reden benötigte“, erinnert sich Gloria. „Es war schön zu sehen, wie sie ihre Skepsis immer mehr ablegte, und schon bei meinem dritten Besuch mir ihre Arbeit im Stall zeigte – einen Vertrauens-Ort, zu dem sie noch nie jemanden mitgenommen hatte – es war ein wunderbarer Moment für mich.“