Wer sich bei VertretungsNetz für eine ehrenamtliche Tätigkeit entscheidet, wird nicht allein gelassen. Neben Schulungen zum Einstieg bekommt jede:r ehrenamtliche Erwachsenenvertreter:in eine:n Ehrenamtsleiter:in zur Seite gestellt.
A: Naja, zunächst sind da die verbindlichen Jahresgespräche für alle Ehrenamtlichen. Die dienen dem Austausch im Einzelsetting. Wir besprechen, wie es unseren Klient:innen bzw. den EA-Kolleg:innen mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit geht. Wir fragen aktuelle Problemstellungen ab und bieten Hilfe an.
Zusätzlich finden sechs Mal im Jahr Teamsitzungen statt – an zwei davon sollte man auf jeden Fall teilnehmen. Dort werden vereinsweite und regionale Themen sowie Einzelfälle besprochen.
A: Ja, ihnen, aber auch allen anderen Kolleg:innen, die das gerne möchten, bieten wir immer die Möglichkeit, uns persönlich, telefonisch oder per E-Mail zu erreichen. Oft kommt es aber auch auf die Umstände an: ist der unterstützte Mensch jemand, der in einer Einrichtungen lebt, oder wohnt er alleine, braucht der:die Klient:in viele medizinische Behandlungen etc. Dementsprechend halten unsere ehrenamtlichen Erwachsenenvertreter:innen mehr oder weniger häufig Rücksprache mit uns Hauptberuflichen. Wichtig ist uns jedenfalls immer, einen sehr hohen Servicegrad für unsere Ehrenamtlichen sicherzustellen!
A: Grundsätzlich wird jede:r Klient:in, der:die eine gerichtliche Erwachsenenvertretung bei VertretungsNetz hat, zuerst von einem:einer hauptberuflichen Mitarbeiter:in betreut. Offene Fragen müssen geklärt und eine gewisse Routine muss eingekehrt sein, bevor wir die Betreuung an eine:n Ehrenamtliche:n übergeben.
Wir versuchen zudem Synergien zu schaffen – dass die Klient:innen, die von einem:einer ehrenamtliche:n Mitarbeiter:in betreut werden, räumlich nahe beieinander wohnen, um unnötige Anfahrtswege zu vermeiden bzw. Organisatorisches möglichst gering zu halten. Wir nehmen auch auf die Lebensumstände der ehrenamtlichen Erwachsenenvertreter:innen Rücksicht. Wenn sich in deren Lebenssituation etwas ändert und sie lieber weniger Fälle haben wollen, ist das natürlich auch ok.
Zuletzt spielt es eine Rolle, welche Ressourcen der:die Ehrenamtliche hat und was sich der:die Einzelne zutraut – die einen sind lieber vorsichtiger und unterstützen Klient:innen mit unkomplizierteren Lebenssituationen, andere haben bereits Erfahrung durch ihren Hauptberuf und scheuen auch vor komplexeren Situationen nicht zurück.
A: Ja, wir beide arbeiten bereits zehn Jahre sehr gut zusammen. Ich schätze besonders ihren Blickwinkel auf die Klient:innen. Deren Wohl und Bedürfnisse sind Johanna immer ein großes Anliegen – diese Energie und dieses Engagement über die vielen Jahre zu halten, das dient mir als Vorbild.
J: Ja, kann man so sagen. 23 Jahre bin ich mittlerweile ehrenamtliche Erwachsenenvertreterin. Wobei ich schon in den Anfängen des Vereins mit an Bord war. 1984/1985 habe ich nämlich in Linz als Sachwalterin, wie es damals noch hieß, gearbeitet. Als ich dann um 2000 rum daheim war, um meine Mutter zu pflegen, wurde ich von einer Mitarbeiterin des Vereins gefragt, ob ich mich nicht ehrenamtlich engagieren möchte. Und seitdem bin ich mit dabei.
J: Nein, tatsächlich sind es in all den Jahren insgesamt „nur“ sieben Menschen gewesen. Ich habe zu meinem Start nämlich fünf Personen mit einem hohen Bedarf an Betreuung übernommen. Sie stammten alle aus der Niederösterreichischen Landesnervenklinik Gugging und hatten mit schweren Hospitalisierungssymptomen zu kämpfen. Um so mehr hat es mich gefreut, dass sich ihre Verfassung mit viel Betreuung über die Jahre stetig verbessert hat und ich eine Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Leider sind zwei mittlerweile verstorben, weshalb ich wieder zwei weitere Personen übernommen habe – ich mach das jetzt solange sie mich brauchen.
J: Es kann schon intensiv werden, wenn man es zulässt. Zum Beispiel waren zwei meiner Klient:innen so krank, dass eine Hospizbetreuung eingerichtet wurde – es geht ihnen zum Glück jetzt wieder gut – aber das war dann auch für mich eine extreme Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. In solchen Momenten kann man sich natürlich nicht einfach zurückziehen und sagen, jetzt möchte ich bitte nicht mehr. Aber diese Momente sind auch nur Lebensabschnitte und prägen nicht die ganze Ehrenamtstätigkeit. Und ich sage immer, wichtig ist, dass man es gerne macht – und das tue ich!