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© Beate Bürkle
06.04.2016

Gewalt in Pflegeeinrichtungen?

Fachtagung am 15.Juni 2016

Anlässlich des Welttags gegen die Misshandlung älterer Menschen organisiert die Bewohnervertretung gemeinsam mit dem Österreichischen Institut für Menschenrechte (ÖIM) eine Fachtagung in Salzburg zum Thema strukturelle und personelle Gewalt in Pflege- und Betreuungseinrichtungen.

Die Tagung findet von 10.00-16.00 Uhr in der Universität Salzburg (Unipark Nonntal) statt. Der Hörsaal ist barrierefrei erreichbar, die Tagung wird zudem in Österreichische Gebärdensprache gedolmetscht. Zu Wort kommen neben hochkarätigen ExpertInnen verschiedenster Fachgebiete an österreichischen Universitäten auch VertreterInnen der Volksanwaltschaft und der Bewohnervertretung Salzburg.

Gewalt gegen ältere Menschen tritt in vielen Formen auf, so auch in der Pflege – Beispiele sind physische oder verbale Handlungen (Beleidigungen, Drohungen), Freiheitsbeschränkungen, Immobilisierung, Einschränkung des freien Willens, Vernachlässigen oder Herbeiführen eines gewünschten Verhaltens durch Medikation. Viele Facetten von Gewalt sind struktureller Natur und treten trotz der gewissenhaften Arbeit des Pflegepersonals auf. Immer mehr Pflegeheime schärfen jedoch den Blick für dieses sensible Thema der strukturellen Gewalt – auch auf Anregung der Bewohnervertretung.

Erfahrungen der Bewohnervertretung

Seit 2005 überprüft die Bewohnervertretung Bewegungseinschränkungen einzelner Personen in Institutionen wie Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie Krankenanstalten auf ihre Rechtmäßigkeit. Basis dafür ist das Heimaufenthaltsgesetz. Auch die Gabe von Medikamenten kann eine Freiheitsbeschränkung sein, etwa wenn dies zur Unterbindung des Bewegungsdranges dient – ein Thema, das über die letzten Jahre zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Ein Beispiel: Gegen demenzielle „Verhaltensauffälligkeiten“ von BewohnerInnen wie Wut und Aggression sowie Schlaf- und Rastlosigkeit werden oft Medikamente verabreicht. Doch das als eher schwierig empfundene Verhalten ist oft kein Demenzsymptom, sondern mitunter eine normale Reaktion auf die Anpassung der BewohnerInnen an die Abläufe im Pflegeheim. Nicht alle SeniorInnen wollen schon um 19.00 oder 20.00 Uhr ins Bett – Gibt man ihnen Schlafmittel, um eben dies herbeizuführen, handelt es sich um eine Freiheitsbeschränkung. Leider kein Einzelfall, wie aus den Daten der Bewohnervertretung hervorgeht.

Oft sind Freiheitsbeschränkungen Auswirkungen von strukturellen Problemen in Pflegeheimen wie etwa Personalmangel. Generell gilt: Vor allem die Kultur und die Haltung in einer Einrichtung bestimmen das Ausmaß von Freiheitsbeschränkungen. Denn dass menschenrechtskonforme Pflege möglich ist, beweisen immer mehr Einrichtungen Tag für Tag, etwa wenn Alternativen zu Freiheitsbeschränkungen gefunden werden.

„Wir hoffen, dass die Tagung dazu beiträgt, mehr Sensibilität für das Thema zu schaffen, weil es hier um die Rechte der BewohnerInnen geht“, so der Bereichsleiter der Bewohnervertretung Salzburg, Dr. Erich Wahl. „Darüber hinaus wollen wir fachlichen Austausch und Vernetzung ermöglichen.“

 

Kurzinfo

Wann? 15.06.2016, 10.00-16.00 Uhr
Wo? Universität Salzburg, UNIPARK Nonntal, Erzabt-Klotz-Str. 1, 
EG, Thomas Bernhard-Hörsaal (Hörsaal 1)
Anmeldung: menschenrechtesbg.acat
Kosten: Teilnahme kostenlos

ReferentInnen:

Dr. Günther Kräuter (Volksanwaltschaft): Begrüßung und Einleitung

Univ.-Prof. Dr. Stephan Kirste (Universität Salzburg-Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der RW Fakultät, Rechts- und Sozialphilosophie): Würde und Selbstbestimmung am Lebensende

Dr. Volker Schönwiese (ao. Univ.-Prof.i.R., Universität Innsbruck, Institut für Erziehungswissenschaft): Versuch über die Zusammenhänge von Politik, struktureller und personaler Gewalt in Einrichtungen der Sozialwirtschaft

az. Prof. Dr. Reinhard Klaushofer (ÖIM, Universität Salzburg-Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht, Leiter der Kommission 2 der Volksanwaltschaft): Die Schatten des Rechts beim Schutz vor struktureller und personeller Gewalt

ao. Univ.-Profin. Drin. med. univ. Andrea Berzlanovich (Fachbereich Forensische Gerontologie, Medizinische Universität Wien): Gewalt endet nicht im Alter

DGKS DDr.in Mag.a Monique Weissenberger-Leduc (Universität Wien, Forum Palliative Praxis Geriatrie): Gewalt im Pflegealltag

Mag.a Alexandra Niedermoser (VertretungsNetz-Bewohnervertretung, Stv. Bereichsleiterin Salzburg, Tirol): Bevormundung, Beschränkung, Zwang, Gewalt – Phänomene der institutionalisierten Lebenswelt

Link: 

<link fileadmin user_upload einladung.tagung_gewalt_2016.pdf _blank download>Programm als PDF